Liebe Kinder und Jugendliche …

Für die Entwicklung eines Kindes ist die Obhut der Familie der optimale Rahmen. Doch manchmal sind die Umstände schwierig und die Probleme der Eltern oder Kinder so groß, dass ein Zusammenleben nicht mehr möglich scheint. Bei uns gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie ihr Hilfe innerhalb der Familie erhaltet, so dass jemand bei euch vorbei kommt und alleine für dich oder auch mit deinen Eltern Gespräche und Erklärungen stattfinden und Regeln aufgestellt werden, die ein gemeinschaftliches Leben ermöglichen. Bei uns gibt es auch Möglichkeiten, dass ihr Hilfe erhaltet, ohne bei euren Eltern oder Angehörigen zu leben. Die Entscheidung, ob ein Kind von den Eltern getrennt werden soll, liegt allerdings meist bei Erwachsenen. Gerade deshalb möchten wir von dir wissen, was dich bewegt und in dir vorgeht.

Bringt euch mit ein und erzählt uns von euren Problemen

Ganz am Anfang einer Kinder- und Jugendhilfe stehen viele Gespräche bei verschiedenen Ämtern und mit verschiedenen Menschen notwendig. All das sind erst einmal nur Regeln und Pläne der Erwachsenen; und es könnte dir entweder so vorkommen, als würde all das über deinen Kopf hinweg entschieden oder aber, dass das alles viel zu lange dauert. Umso wichtiger ist uns zu erfahren, was du möchtest, was du brauchst und wie du es schaffen kannst, deinen Weg trotz der für dich schwierigen Situation weiter zu gehen.

Die ersten Fragen sind oft dieselben: Kann ich wieder zu meinen Eltern? Kann ich Freunde besuchen oder sie mich? Bekomme ich Taschengeld? Wie lange kann ich raus? Wann kann ich endlich alleine in einer Wohnung leben?

Auf all diese Fragen möchten wir mit dir zusammen Antworten finden. Und dafür brauchen wir deine Unterstützung.

Wer bist du – wer sind wir?

Zuerst möchten wir dich natürlich kennenlernen und bieten dir nach Möglichkeit an, verschiedene Gruppen und mit ihnen auch verschiedene Betreuer kennen zu lernen. Dabei kannst du alle für dich wichtigen Fragen stellen und auch deine Wünsche äußern. Wir möchten dir die Eingewöhnungszeit in die neue Lebenssituation so leicht wie möglich machen und sind bei Fragen und Sorgen aller Art immer für dich da. 

Auf einer sogenannten Hilfekonferenz, bei der sich meist die Eltern, die Betreuer der neuen Gruppe und die/der Sozialarbeiter*in des Jugendamtes mit dir zusammen setzen, werden deine Ziele und die der anderen beteiligten Personen und das gemeinsame Vorgehen geplant; meist für das nächste halbe Jahr. Dort und im Alltag bist du gefordert, deine Ziele zu benennen und deinen Weg mit zu gestalten. Natürlich helfen wir dir dabei, wenn dies für dich im Augenblick noch zu viel ist.

Der Alltag in der Gruppe ist am Anfang neu und besonders …

Sicher fragst du dich, wie so ein Alltag in einer Gruppe aussehen kann. Bestimmt kannst du dir vorstellen, dass ein Zusammenleben mit anderen Kindern oder Jugendlichen und den Erwachsenen ganz viel Organisation bedeutet, wobei alle (je nach Alter und Können) mithelfen müssen:
Nach dem rechtzeitigen Aufstehen geht es in die Schule oder zur Ausbildungsstätte. Auf Ordnung wird ebenso Wert gelegt, wie auf die Teilnahme am gemeinsamen Essen oder die gewissenhafte Erledigung verschiedener Haushaltspflichten und Hausaufgaben. Auch die Freizeitgestaltung, egal ob alleine oder in der Gruppe, ist Teil des täglichen Ablaufs. Du kannst in Absprache mit den Betreuern deine Freunde einladen oder sie besuchen, dir dein Zimmer gestalten, telefonieren usw.
Wenn es in der Hilfekonferenz so beschlossen wurde, kannst du mit deinen Eltern und anderen wichtigen Bezugspersonen Kontakt haben oder sie dich auch besuchen.
Für all deine Bedenken, deinen Kummer, aber auch für deine Ideen, deine fröhlichen und ausgelassenen Momente ist jemand da, um deine Gedanken mit dir zu teilen.

In der Gemeinschaft der Gruppe werdet ihr (je nach Alter und Wunsch auch alleine) verreisen, über eure Sorgen und Ängste sprechen oder ganz alltägliche Dinge verrichten – einkaufen, kochen, Wäsche waschen. Ihr sollt euch in der Normalität eines geregelten Alltags zurechtfinden und auch lernen, eigenständig aufzustehen und ins Bett zu gehen, sowie mit Geld umzugehen. Entsprechend deines Alters möchten wir dich fördern und dir Verantwortung übertragen.

Dich einzubeziehen und gemeinsam mit dir deinen Weg zu gehen ist unser Anliegen. Deine Rechte findest du auch hier:

› Kinderrechte Download

Wir möchten, dass du lernst dein Leben selbstständig zu gestalten. Auf dem Weg dorthin wollen wir eine helfende Hand sein und dich nach Möglichkeit mit Hilfe deiner Familie so gut es geht unterstützen.

 

 

Wenn sich Eltern mit der Erziehung ihres Kindes überfordert fühlen oder die persönlichen Umstände ein problemloses Aufwachsen verhindern, ist Unterstützung von außen erforderlich. Manchmal benötigen Familien nur ein wenig Hilfe bei der Organisation des täglichen Zusammenlebens. Teilweise ist aber eine räumliche Trennung auf Zeit notwendig, in manchen Fällen das gemeinsame Wohnen sogar überhaupt nicht mehr möglich.

 

Natürlich leiden Eltern, wenn der Auszug eines Kindes nicht zu vermeiden ist. Sie sind traurig, enttäuscht, oft auch wütend und fühlen sich wie gelähmt. Die Angst ist groß, den Kontakt zum Kind womöglich für immer zu verlieren. Und natürlich wollen Eltern wissen, wie es ihrem Kind geht. Denn egal, was in der Familie auch vorgefallen sein mag, sie sind und bleiben die leiblichen Eltern. Daher ist es unser Anliegen, mit den Eltern, mit Angehörigen und wichtigen Bezugspersonen des Kindes zusammen zu arbeiten und Informationen auszutauschen.

Die Eltern sind ein wichtiger Partner

Die Eltern sind es, die die Kinder und Jugendlichen am besten kennen und am meisten über sie und ihre Familiengeschichte erzählen können. Umso wichtiger ist es für unsere Arbeit, die Eltern und Freunde mit einzubeziehen. Ohne ihre Kooperation ist es uns nicht möglich, den Kindern mit ganzer Kraft zu helfen. Diese gemeinschaftliche Unterstützung bedeutet für die Kinder und Jugendlichen einen starken Rückhalt, der für ein gemeinsames Leben in der Zukunft von großer Bedeutung sein kann.

Ambulante Angebote – Hilfe zu Hause

Bevor über den Auszug eines Kindes entschieden wird, greifen verschiedene ambulante Angebote, mit denen Familien oder auch Paare im Alltag begleitet werden können. Diese Hilfen beinhalten z.B. den Einsatz von Betreuungshelfern oder aber von Umgangsbegleitern, die beispielsweise dann zwischen Eltern und Kindern vermitteln, wenn das Verhältnis des Kindes zu einem Elternteil durch Streitigkeiten belastet und ein harmonischer Umgang nicht mehr möglich ist.

In Situationen, in denen der schulische und / oder berufliche Weg von Jugendlichen durch soziale Beeinträchtigungen gefährdet ist, greifen Angebote der Jugendsozialarbeit. Die Jugendlichen werden tagsüber in verschiedenen Projekten dazu angehalten, Verlässlichkeit, Schulisches oder Berufliches zu üben.

Stationäre Unterbringung

Wenn ein Kind aus gegebenem Anlass nicht mehr im eigenen Elternhaus leben kann, bieten Erziehungswohngruppen oder WaB-Gruppen eine Alternative. Erziehungswohngruppen sind kleine Gemeinschaften mit 2 bis 5 Kindern, die von einem/r innewohnenden Erzieher*in (manchmal auch einem Erzieherpaar) betreut werden.
In WaB-Gruppen leben 6 Kinder oder Jugendliche, die wochenweise von einem Team aus drei festen Erzieher*innen betreut werden.

In Schichtdienstgruppen werden acht Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 18 Jahren von einem festen Betreuerteam betreut, das im 24-Stunden-Rhythmus arbeitet.

Sollten alle am Heimatort geleisteten Hilfen nicht mehr funktionieren oder den Jugendlichen als auch den Eltern eher schaden, besteht die Möglichkeit, den Jugendlichen in verschiedenen Projekten in Spanien einen Neustart zu bieten.

Nähere Informationen zu den jeweiligen Gruppen und Angeboten finden Sie in den entsprechenden Kapiteln.

Wohnformen zur Verselbständigung

Für Jugendliche, bei denen eine Unterbringung zur Verselbständigung führt, bieten wir weiterführende Wohnformen wie Wohngemeinschaften mit betreuungsfreien Zeiten oder Betreutes Einzelwohnen in kleinen Trägerwohnungen an. Dabei werden die Heranwachsenden hauptsächlich am Nachmittag und in den Abendstunden betreut und erhalten Unterstützung bei der Alltagsgestaltung und ihrer persönlichen Entwicklung. Die Jugendlichen können sich so eigenständig entfalten und lernen, immer mehr Verantwortung für sich und ihr Leben zu übernehmen.  

Liebe Eltern, helfen Sie mit zum Wohle für das Kind

Unser erklärtes Ziel ist die Ausschöpfung und Bündelung jeglicher Unterstützung für das Kind. Als Eltern können Sie dabei eine entscheidende Rolle einnehmen. Wenn Sie es wollen, möchten wir Sie kontinuierlich in das Leben Ihres Kindes integrieren und Sie in partnerschaftlichem Austausch über alle Entwicklungen informieren. Neben sogenannten „Tür- und Angelgesprächen“ sowie telefonischen Kontakten bieten wir regelmäßige Elternarbeit an. Das bedeutet, dass neben den Besprechungen, die das Kind betreffen, auch Gesprächsraum für Ihre ganz eigenen Gedanken und Sorgen geschaffen wird.

Wir möchten auch Sie unterstützen und Ihnen die Möglichkeit geben, offen über Ihre Situation zu sprechen. Damit verbunden sind natürlich auch Anregungen sowie konkrete Hilfs- und Klärungsangebote.

Für Anregungen und Fragen aller Art stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.